Konzepte
DAS ENDE DER KINDHEIT
(VIDEO)
Dieser Film hat als einzigen Kontext meine persönliche Verarbeitung des Endes meiner Kindheit.
Jeder weitere Kontext ist nicht intendiert und schließt sich aus.
Ich empfand das Ende meiner Kindheit als nicht gerade angenehm. Es war die Zeit, in der ich meine Berufsausbildung begann. Aus einer fantasievollen Jugendwelt und kindlich sensiblem Wunschdenken ging es schnell, kühl und geradewegs ins Berufsleben. Und hiermit einher veränderte sich für mich recht Vieles. Ab jetzt war ich ein Leistungsträger der Gesellschaft und hatte zu funktionieren! (Heute, wohl so nicht mehr denkbar!).
Viele Jahre später war es mir wichtig, diesen für mich als sehr schmerzlich empfundenen Wandel
in einem kurzen Video zu reflektieren.
Ich gab ihm den Namen – Das Ende der Kindheit –.
Der Teddy als das Symbol für Kindheit schlechthin half mir dabei, meinen tief empfundenen Schmerz zu verarbeiten.
Und dort, wo er einsam seinen Kopf verliert, wo Kindheitstraum auf Erwachsenen-Welt trifft, dort wo Zeit und Regelwerk das Leben eines Menschen bestimmen, dort stirbt auch immer ein Teil unseres kindlichen Wesens.
So war ich es selbst auch, der im Rahmen bestehender gesellschaftlicher Konventionen mit Hand anlegte an meiner eigenen Normierung.
Heute arbeitet die Psychologie gerne mit dem Inneren Kind und möchte uns mit unserem kindlichen Ich versöhnen.
Ich halte diesen Therapieweg für sehr heilsam und effektiv. Wir alle sind eingeladen mit unserem kindlichen Ich verständnis- und liebevoller umzugehen.
(Mein besonderer Dank an Jens Kerick für Kamera, Bildschnitt und Bearbeitung)

FREIGANG
(VIDEO)
Die Serie „Freigang“, deren erstes Video in den Allgäuer Voralpen
mithilfe meines Freundes Jens Kerick produziert wurde, basiert auf der Vorstellung,
ein bewegtes Bild ohne wesentlich inhaltliche Veränderungen, ähnlich einer Gehmeditation als dokumentarische Darstellung zu inszenieren.
Die Choreografie fixiert sich auf eine Handlung. Auf ein minimales Geschehen. Auf ein bewusstes Gehen im Hier und Jetzt. Handlung, Umgebung und Person verschmelzen zu einem bewegten Bild. Bewusstheit, Raum und Zeit verbinden sich zu einem kreativen Akt menschlichen DaSeins.
Weitere Freigänge werden folgen.
KREUZ- UND X-SYMBOLIK
Das Symbol des Kreuzes sowie auch des X hat mich seit jeher fasziniert. Nicht deswegen, weil ich als Kind einmal Messdiener gewesen war, sondern wegen seiner vielfältigen Aussagen und Symboliken.
In vielen meiner Arbeiten finden sich Kreuze und X oder Anlehnungen daran. Das Kreuz und X als eines der ältesten Symbole der Menschheit weit vor Beginn des Christentums in Felswände geritzt steht für mich unter anderem für Bewusstheit, Standpunkt, Meinung, Mystik, Raum und Zeit sowie für Glauben und Einheit. Für Richtung und Sinnhaftigkeit sowie für ein Ziel im Endlosen. Es dient der Philosophie, der Wissenschaft und Religion. Und schlussendlich setzt es auch unserem Leben ein symbolisches Ende.
Das Kreuz und X ist für mich ein visueller Kraft-Ort. Ein ausdrucksstarkes Statement in Zeiten allgegenwärtiger Unschärfe.
Dass ich schon immer eine starke Affinität zu Kreuzformen hatte, belegt ein Zeichenlineal aus meiner Grundschulzeit.
Anmerkung:
Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass das christliche Kreuz schon oft für viel Schlechtes herhalten musste und auch zukünftig nicht frei von Schuld bleiben wird. Für mich und meine Arbeiten jedoch soll es nicht für menschliches Fehlverhalten stehen, sondern in erster Linie für Bewusstheit.


Psychotherapie
Ein befreundeter Psychologe hatte ihn schon ausgemustert. Er stand im Treppenaufgang und wartete auf seine Entsorgung. Er, ein altgedienter Patientenstuhl und wichtiges Requisit bei der Gesprächstherapie.
Auf ihn saßen wohl viele hunderte Menschen, Frauen und Männer mit ihrem Seelenleid und ihren Sorgen. Irgendwie schien er mir so viel sagen zu wollen. Er war die Werkbank psychischer Bewusstseins- und Erkenntnisarbeit. Auf ihm wurde gesessen, gelitten, gehofft, sich gefreut, geweint, Schmerz und Glück erfahren. Und das sah man ihm auch an. Und nun sollte er, der Zeuge all so vieler Lebensgeschichten, zum Müll und dann zur Verbrennung?
Als ich ihn so da stehen sah, war mir sofort klar, dass ich den in die Jahre gekommenen Stuhl mit all seiner emotionalen Patina zu portraitieren bzw. seine Einzigartigkeit zu dokumentieren hatte.
Nach einer kurzen Rücksprache mit seinem Besitzer fuhr ich das charismatische Möbelstück in mein Studio. Ich überlegte längere Zeit, wie ich ihn sinnvoller Weise am besten fotografiere. Meine Gedanken hierzu würden viele Seiten füllen. Verkürzt sei gesagt, dass er nicht auf einer Startbahn eines benachbarten ehemaligen englischen Militärflughafens landete, sondern ich mich dazu entschied, ihn ganz einfach und klassisch zu fotografieren.
Ein Tränentuch – wie es auch oft Verwendung findet – ergänzt die schlichte Komposition. Das Licht weich und dennoch hart. Nicht wie bei einem Polizeiverhör, eher wie bei einem Statement, ein Prozesspartner hin ins Licht. Hin zu Erkenntnis und Stabilität. Eine Stütze eben, ein Halt in unsicherer Zeit.

Sinnbilder / Fotografie
Ich fotografiere nicht was ich sehe sondern fotografiere was ich fühle. Das Bild hinter dem Bild interessiert mich.
Es könnte auch ein schön inszeniertes Nichts sein was ich fotografiere.
Seit ich denken kann ging es mir immer um die verborgenen Werte, Ideen, Aussagen und Gefühle im Leben.
Mich hat nie das Gehirn interessiert, aber immer die Gedanken welche in ihm entstehen. So war und ist es auch mit der Fotografie. Sie ist mir Konzept, Leinwand, Farbe und Pinsel in einem.
Hier durchdringen Technik, Emotion, Realität und Fiktion einander zugleich.
Was heißt da schon Realität, welche Realität soll es denn sein?
Das fotografierte Bild ist immer etwas emanzipiertes. Nur sich selbst bleibt es treu und beständig.
(Klaus Hilmar Winter)
Das Gestern im Heute
Mensch sein heißt auch immer Konfrontation mit der Vergänglichkeit. Der Wandel durch Zeit und deren Einflüsse auf die äußere Welt, deren Bilder, Zeichen und Dokumente. Es ist mir ein großes Anliegen mit den bildhaft inszenierten Prozessen der Zeit zu spielen, sie zu verschmelzen mit meiner „eigenen Zeit“, meinem eigenen Handeln und Wirken. Verstanden als Symbiose aus zufälliger Begegnung und geplantem Werk. So als würden verschiedenartige Intuitionen voneinander zeitlich unabhängig zusammentreffen um ein neues Bildnis zu erschaffen. Mich reizt das Gestern im Heute. Das Vergangene im Aktuellen.
Hieraus entstand das Konzept der Verschmelzung zwischen Vergangenheit und Augenblick. Zwischen Alt und Neu, zwischen Gestern und Heute.
FREIGANG / CROSSING THE NIGHT
(VIDEO)
Die Choreografie fixiert sich auch hier auf ein minimales Geschehen.
Schritt für Schritt ins Licht der Nacht treten, mit einem archaischen Sonnenkreuz in der Hand. Gegensätze verschmelzen. Licht und Dunkelheit.
Ein hölzernes Kreuz in der Hand tragend vor einer modernen minimalistischen Fassade. Ein Heute trifft auf Gestern. Ein Mensch zwischen Erscheinung und Vergehen.
Zwischen Bewegung und Stillstand. Zwischen Erleuchtung und Dunkelheit. Ein Rendezvous zwischen Bewusstheit und Trance.

WINDSPIEL
FILMMEDITATION / TRANSFORMATION
(VIDEO)
Eine Bildmeditation im Rahmen meiner Allgäuer Videokonzepte.
Minimalistisch und fokussiert auf das Spiel des Windes mit dem Stoff des Lebens.
Im Wind stehen und Veränderung erfahren, so wie wir alle im Leben stehen und uns im Wind der Geschehnisse und Erfahrungen verändern, um irgendwann zu verblassen und zu vergehen.
Weitere Bildmeditationen werden folgen.
Das Morbide und die Dualität der Qualitäten
Schon als kleines Kind hat sie mich magisch angezogen, die morbide Kraft hinter der Ästhetik des scheinbar Makellosen und Unvergänglichen. Sie war der Fingerzeig einer Realität, die kaum jemand sehen mochte.
Die Schwäche des Alters und der mit ihr verbundene Verfall war und ist kein Liebling der Medien und Gedanken.
Für mich liegt auch im Verfall und der Verwahrlosung immer auch ein ästhetischer Prozess.
Die Spuren der Zeit an Häuserfassaden zu lesen ist Berührung mit der Vergangenheit. Gestern und Heute verschmelzen zu einer neuen zeitlichen Dimension, der wir bewusst beiwohnen können.
Die Melodie aus Alt und Neu, aus Kraft und Schwäche, aus Reinheit und Schmutz ist universell und ewig.
Keine Plastizität, keine räumliche Gestalt und kein Leben ohne Licht und Schatten.
Oft ist es das Credo der Vergänglichkeit was unsere Herzen berührt und dort lange wirksam bleibt.
In allem Neuem, in allem Blühenden steckt von Anbeginn an schon ein Hauch von Verfall und Vergänglichkeit.
Die Ästhetik des Zerfalls ist eine über Jahre, Jahrzehnte und auch oft über Jahrhunderte hinweg wirkende Aufführung einer kontinuierlichen Veränderung und Wandlung.
Ich liebe dieses morbide Wirken, die Urkraft und das ewig treibende Wesen dahinter.
Es ist die allseits sichtbare Transformation von Sein und Werden.
BIN MAL EBEN WEG !
Wie nimmt man fotografisch Abschied von einem guten Freund? Wie behält man einen Menschen in Erinnerung, der in seiner Komplexität hätte Bücher füllen können. Ein Foto, stellvertretend für so viele Erlebnisse und Erinnerungen. Ein Bild als experimenteller Versuch in stark reduzierter Form den Klang einer Lebensgeschichte ein wenig einzufangen. In wieweit mir dies gelang, mögen all jene beurteilen, die ihn persönlich gut kannten.
(Mein besonderer Dank an Bärbel für ihre Mithilfe)

Bildsuche
Bei einem Besuch der Abtei St. Benedictusberg in den Niederlanden war ich auf der Suche nach religiösen Szenarien und Symboliken.
Beim achtsamen Durchschreiten der öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten fielen mir im großen Gotteshaus eine Reihe von Pfeilen und Kreuzen auf dem Steinboden auf.
Sie waren dort mithilfe von Klebebändern temporär aufgebracht, um den Mönchen im Rahmen größerer Festlichkeiten beim Einzug ins Kirchenschiff den Weg wie auch ihren Standort zu weisen.
Hier fand ich sie denn auch, meine Szenerie und Symbolik.
(Sinn)Suche, Orientierung, Standort und Standpunkt verbinde ich sehr gerne in meinen philosophischen Lebensbetrachtungen. Sie sind häufig die Triebfeder meiner kreativen Ausflüge in ein Leben voller Fragezeichen und Interpretationen.
Von daher hatte ich hier ein für mich ansprechendes Motiv gefunden. Und dass es als Klebeband auch noch dem zeitlichen Verfall ausgesetzt wurde, machte es für mich umso reizvoller, zumal auch Zeichen der Vergänglichkeit eines meiner Themenkomplexe berührt.
Eine bildtechnische Nachbearbeitung diente dann der Optimierung und Fokussierung des Werks auf der ihr von mir zugedachten Aussage.


Eine andere Exkursion führte mich an den Bodensee, in das Überlinger Münster. Dort wurden derzeit umfangreiche Renovierungsarbeiten am Gewölbe oberhalb des Altarraumes durchgeführt. Um den Besuchern die Bausituation optisch ein wenig zu versüßen, hatte man eine große bedruckte Plane abgehangen, um die tristen Baugerüste ein wenig zu verbergen. Und Kaschieren – also das Verbergen und Verschönern von Wahrheiten ist für mich immer ein reizvolles und gesuchtes Thema meiner fotografischen Arbeiten. So entstand hierbei meine Fotografie Tempelbau zu Überlingen.

