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Die Befreiung der Malerei vom Zwang zur realistischen Darstellung
Die Fotografie nimmt mir den Reiz am naturalistischen Gemälde. Es gibt seit ihrer Erfindung keine soziale oder gesellschaftspolitische Notwendigkeit mehr für die realistische Darstellung der Welt mittels Pinsel, Farbe und Leinwand.
Mit Erfindung der Fotografie 1826 durch Niépce begann die Befreiung der Malerei.
Es brauchte nichts mehr für nachfolgende Generationen dokumentiert und festgehalten zu werden. Für mich war Daguerre (selbst Maler) einer der Befreier und Wegbereiter der modernen Malerei. Er und seinesgleichen entließen die Malerei aus ihrer Verpflichtung zur wirklichkeitsnahen Darstellung. Dies war zeitlich auch die Entlassung der Malerei in die große Freiheit, in eine Welt, die irreal, surreal und abstrakt sein konnte. Eine Welt, die jenseits normierter Realbezüge lag und liegt.
Ab jetzt hatte der Pinselstrich keiner sinnhaften Form mehr zu folgen.
Gedanken zu meiner Fotografie
Ich wollte nicht einfach nur technisch gute Bilder fotografieren.
Vielleicht habe ich deshalb auch so wenig in all den Jahren fotografiert.
Begriffe wie shooten gefielen mir nie. Ich fühlte mich nicht wie ein Jäger auf der Jagd nach dem guten Motiv. Ich habe viele Jahre gebraucht, um mit mir selbst in puncto Fotografie klar zu kommen.
Einfach etwas ablichten war mir nicht wichtig. Mir ging es da um mehr Sinnhaftigkeit.
Ich wollte auch nicht einfach etwas dokumentieren wie es war oder statt fand.
Die Werke von Hilla und Bernd Becher haben zweifelsfrei einen bedeutenden geschichtlich, dokumentativen Wert und sie werden zukünftigen Generationen sehr anschaulich einen Teil der deutschen sowie europäischen und amerikanischen Industriearchitektur vergangener Jahre mit ihren großformatigen Arbeiten näher bringen.
Meine fotografischen Arbeiten hingegen sind, soweit man sie als Dokumentation bezeichnen möchte, eher Dokumente meiner Empfindungswelten. Meine Fotografie ist kein passives Konservieren, sondern eher ein aktives Hinterfragen. Und wenn man möchte – ich gebrauche die Formulierung eigentlich nicht so gerne – auch eine philosophische Fotografie bei der die Sinnfrage immer ein wenig mit fotografiert.
Vergänglichkeit und Transformation sowie surreale Augenblicke im Hier und Jetzt spielen in meinen fotografischen Bildwerken eine sehr große Rolle. Sie zeugen von meiner eigenen Suche nach Sinn und mir selbst. Auch sie sind ein wenig Selbsttherapie und Hilfe auf meinem Weg zu mir.
Oft sind sie Ausdruck eines Hinterfragens meiner Ängste, Hoffnungen und Zuversicht.
Sie sind Sinnbilder meiner Gefühlswelten. Oft begleitet von einer mehr oder weniger diffusen Spiritualität.
Das Leben ist für mich ein Mysterium. Es lässt sich nicht einfach definieren.
Es ist Geburt und Tod zugleich. Entstehung und Zerfall. Ein prozesshaftes Wirken im ewigen Wandel.
Was mir beim Betrachten dieser allumfassenden Aufführung bleibt, sind meine Gefühle, Gedanken und mein Glaube, dass dies alles irgendwie Sinn macht.
So ist mir meine Fotografie ein ehrbares Mittel, mit ihr, ein wenig von dem auszudrücken, was mich als Wesen in diesem göttlichen Gesamtkunstwerk bewegt.
Bildsprache
Archaische Bildsymboliken sowie dynamische Farbverläufe sind häufige Elemente meiner Zeichen / malerischen Bildsprache. Ihr intuitiver und ursprünglicher Prozess stehen in meinem Werk wesentlich für Magie, Mystik und Zauber. Für mich hat es immer etwas von Trance, wenn ich mich tief auf auf meine Empfindungen einlasse und die daraus sich entwickelnden Reflexionen als Antwort reaktiv zu Papier bringe.
Striche und Linien kreuzen sich, überschneiden und schwingen meinen Gefühlen gleich durch Raum und Bewusstsein. Sie sind Ausdruck eines vielfältigen Seins. Zacken stören mitunter die Harmonie. Farbe fließt. Verliert Kontur! Formfindung findet statt. Tod und Geburt auf weißem Papier!
Kreise verharren, drehen sich, weichen einander aus. Ein Vor und Zurück. Rauf und Runter. Es ist ein ewiges Spiel von Zeit, Raum und Transformation. Ein Suchen und Finden. Mein Suchen und mein (mich) Finden! Freude und Leid. Hoffnung und Enttäuschung. Glück und Schmerz.
Einmal zart, dann wieder hart. Einmal Hell, dann wieder Dunkel. Eine sich selbst erschaffende Struktur im ewigen Fluss der Geschehnisse. Ein Punkt im Ungewissen! Ein Stern am Himmel. Ein Kreuz im Herzen.
Verstanden als Stopp, als kraftvolles inne halten. Hinweis auf ein Hier und Jetzt.
Manchmal ist es wie die Suche nach Freiheit in einem Käfig ohne Wände. Ein Schrei in lautloser Stille!
Geist, Seele, Farbe, Papier verschmelzen zu einem Dokument innerer und äußerer Verbundenheit. Ein Composit aus Empfindung, Raum und Geschehen!
Beim Malen und Zeichnen sind mir Techniken recht egal. Prozesse hingegen nicht. Ich male mit allem, was mir gefällt. Kohle, Aquarell, Acryl, Buntstiften, Kreide, Lasuren, Tinte und vielem mehr.
Farbaufträge erfolgen partiell auch gerne pastös. Das verstärkt mir den Bildklang und fördert die Plastizität des Werkes.
Wenn ich meine Bilder ansehe, dann erzeugen sie nicht selten Melodien in mir.
Sie geben meinem Leben einen Sinn. Ich bin ihre Mutter und ihr Vater und gebäre sie. Im universellen Einklang sind sie mir Zeichen und Wegbegleiter. Trösten mich in schmerzlicher Zeit und heilen meine emotionalen Wunden. Es sind Zeugnisse meines Daseins und aktive Kommunikation mit Gott – oder wie wir das große Wunder auch immer bezeichnen möchten.
Sie sind sichtbarer Teil meines Wesens geworden. Und dafür danke ich!
Wer es noch analytischer mag, dem empfehle ich Kandinskys Buch – „Punkt und Linie zu Fläche“.
GEMÄLDE SEELENWERK DOKUMENTATION | ENTSTEHUNG DER ERSTEN PHASE
(VIDEO)
Zu sehen ist die erste Phase der Entstehung des Gemäldes SEELENWERK.
Hierbei wurden die grundlegenden Formen aufgebracht und dem Werk seine impulsive aber auch meditative Dimension und Richtung mitgegeben. Im Atelier wurden anschließend die Grundlagen noch verfeinert, belebt, ergänzt und final fertig gestellt.
